Der Gleisselbstbau ist ein wesentlicher Bestandteil der modularen Jagsttalbahn
Die Spurweite H0e gibt es seit dem Aufkommen der Spur N Ende der 60er Jahre. Es ist daher schon mehr als verwundertlich das es nach über 30 Jahren kein einziges zumindest halbwegs maßstäbliches Gleis zu kaufen gibt. Zumal es bei Peco im N-finescale Bereich schon 1:7 Weichen und Gleise mit Code 55 gibt, lediglich ein neues Schwellenrost wäre für ein (fast) maßstäbliches Gleissystem nötig. Mit dem industiell gefertigten Material sind die Gleisbilder der Jagsttalbahn nicht glaubwürdig nach zu bilden. Hier hilft nur der Selbstbau.
In diesem Kapitel geht es erstmal um das Verlegen der Gleise, dem Bau der Weichen ist ein eigenes Kapitel gewidmet.
Die Dimensionen der Schwellen wurden während unserer Exkursionen zur Jagsttalbahn an verschiedenen Stellen vermessen
und daraus ein Mittelwert gebildet. Das Gleis der Jagsttalbahn wurde vielfach ausgebessert und der Schwellenabstand
ist bedingt durch die schwachen Schienen und der schweren Rollbockverkehr auch vergleichsweise klein, so das sich
für das Gleis ein sehr charakteristisches Bild ergibt. Auch sind sie Schienen in den durchfahrenden Gleisen höher
als die der Abstellgeleise. Auch diese wurden vor Ort vermessen. Aus diesen Daten wurden zwei Schwellenbänder für
Strecken- und Abstellgeleise am PC gezeichnet.
Die Schwellen sind 2,3~2,5mm breit und 19~20mm lang. Hiervon werden für Widdern rund 1.200St benötigt. Da jede
vierte Schwelle zum auflöten der Schieneprofile dient sind also 300 Pertinax Schwellen und 900 Holzschwellen zu
schneiden. Die Holzschwellen bestehen aus 1,5mm dickem Balsholz was sich schnell und einfach sägen oder mit dem
Abbrechklingenmesser schneiden läßt. Die 1,5mm dicken Perinaxplatten, Leiterplattenmaterial aus der Elektronik,
sind hingegen nur mit einer elektrischen Kleinkreissäge einigermaßen zügig herzustellen.
Jetzt werden auf die zuvor aufgeklebten Papierschablonen die Schwellen aufgeklebt. Immer abwechselnd 3
Holzschwellen dann eine Pertinaxschwelle.
An den Modulenden werden Messingschrauben in die Profile der Module geschraubt auf deren Köpfe die Schienen
extrem haltar aufgelötet werden. Schienenverbinder sind bei Modulen völlig überflüssig und erhöhen lediglich das
Risiko die Schienen beim Auf- und Abbau der Module aus dem Gleisbett zu reissen.
Sind die Schwellen aufgeklebt und durchgetrocknet wird mit dem Auflöten einer Schiene begonnen. Sinnvoller
Weise beginnt man mit dem Auflöten auf einer oder zwei Pertinaxschwellen vor eine Messingschraube. Das Löten
auf den Schwellen geht schneller als auf der Messingschraube. Ist die Schiene erst einmal auf zwei Schwellen
fixiert wird die Schiene auch auf dem Schraubenkopf festgelötet. Das schienenprofil weißt auf der Strecke eine
Höhe von 1,5mm (Code55) und auf den Abstellgleisen 1mm (Code40) auf.
Die zweite Schiene wird parallel zur ersten im Abstand von 9mm (=Spurweite) aufgelötet. Hierbei ist bei
jeden Pertinaxschwelle die Spurweite zu kontollieren. Dies kann mit einer Spurlehre oder genauer mit einem
Meßschieber erfolgen.
Fahren kann man jetzt noch nicht auf dem Gleis, Wagen schieben schon. Um den durch jede Pertinaxschwelle
hervorgerufenen Kurzschluß zwischen linker und rechter Schiene zu unterbrechen muß die Kupferschicht in der
Mitte der Schwelle aufgetrennt werden. Mit einer Trennscheibe gibt das einen häßlichen Spalt, daher verwende
ich einen blauen Poliergummi von Proxxon der lediglich eine später nicht mehr sichtbare Delle beim Durchtrennen
hinterläßt. Mit dem Poliergummi lassen sich auch Lotreste an Schiene und Schwelle beseitgen. Die Lötstellen
werden so nahezu unsichtbar.
Der schöneren Optok wegen werden die seitlich unter dem Schienenfuß herraus ragenden Ränder der MS-Schraube
abgetrennt. Dies geht mit einer Trennscheibe und schnell laufendem Bohrzwerg ohne Druck sehr schnell. Hinterher
ist diese hochfeste Verbindung nicht mehr zu erkennen.
Für die Nachbildung der Kleineisen werden nun die Schienenägel in die Schwellen gedrückt. Bei den
Balsaholzschwellen geht das, auch aufgrund des Styrodurunterbaues, ohne vorbohren. Die Pertinaxschwellen sind
allerdings hierfür zu stabil, sie müssen mit 0,8mm vorgebohrt werden. Die Schienennägel in den Pertinaxschwellen
werden auch mit ein wenig Weißleim eingesetzt. Die Schiennägel werden nur außen an den Gleisen eingedrückt, innen
würden sie Fahrzeuge mit hohen Spurkränzen zum Auflaufen bringen. Als Schienennägel finden die kleinen Schiennägel
von Schuhmacher oder selbsthergestellte aus
Tackerklammern
Verwendung. Der Herstellung von Schienenägeln ist ein eigenes Kapitel gewidmet.
In der Vergrößerung ist links ein
selbst hergestellter Schienennagel und rechts ein gekaufter zu sehen. Das Gleis ist Code40, also 1mm hoch.
Vor dem farblichen Gestalten der Gleise sind diese mit der
Elektrik
zu verbinden. Die Kabelzuführung haben einen Querschnitt von 0,5mm² und werden unter den Schienenfüß gelötet,
so sind sie später nicht zu sehen. Diesem nicht ganz unwichtigen Teil ist ein eigenes Kapitel gewidmet.
Gestrichen werden die Gleise nun komplett mit leichtverdünnter Abtönfarbe "Echtbraun". Ein weicher, nicht
zu kleiner Pinsel ist hierfür gut geeignet. Ich streiche der besserer Deckung der Farbe wegen das Gleis
zweimal mit dieser Farbe. Gleich nach dem Streichen ist der Schienenkopf mit einem Stück Kork oder weichem
Holz von der Farbe zu befreien, sie haftet im getrockneten Zustand extrem gut an dem Gleis und läßt sich
dann nur schwer entfernen.
Die schienenprofile werden anschließend mit leichtverdünnter Abtönfarbe "Rostrot" gestrichen. Ein kleiner,
weicher und möglichst spitzer Pinsel ist hierfür gut geeignet. Dank der echtbraunen "Grundierung" reicht hier
meist ein Farbauftrag. Gleich nach dem streichen ist der Schienenkopf wieder mit einem Stück Kork oder weichem
Holz von der Farbe zu befreien.
Das Schottern:
In diesem Kapitel ging es erstmal um das Verlegen der Gleise, dem
Schottern
der Gleise ist ein eigenes Kapitel gewidmet.