Die Stellschwelle zum bewegen der Weichenzungen kenne ich nun schon seit ich Modellbahn mache. Als Kind hat mich das nicht gestört, als Jugendlicher fand ich das recht praktisch und heute mag ich sie eigentlich nicht mehr sehen. Nach 25 Jahren Modellbahnerei muß es da doch etwas geben das besser aussieht und besser funktioniert. Darauf warten das diese Innovation eines Tages von der Modellbahn Industrie in Nürnberg als gefeierte Neuheit vorgestellt wird wollte ich nicht, also erstmal sehen was man selber basteln kann. Lösungen für dieses Thema finden sich reichlich wenn man mal entlang der H0e Module mit ihren Selbstbauweichen geht und auch spionieren bei H0-RE und H0-pur bringen interessante Lösungen, jedoch hatte ich da so meine Vorstellungen:
Damit fielen viele Lösungen aus, die das Bewegen der Zungen einfach unter die Anlagenoberfläche verbannten, oder große Mechaniken unter die Weiche montierten. Ich wollte auch später meine Weichen ganz normal bauen und verlegen können. Der erste Gedanke waren einfache Drahthaken wie in der unteren Zeichnung.
Die Stellstange waren eigentlich zwei Drähte mit je einem zu einem U gebogenen Haken am Ende.
Einer dieser Drähte lief geradedurch zum Weinertweichenstellhebel und griff dort mit einem Z-Haken ein,
der andere lief geradewegs nach unten in den Drehantrieb. Verbunden wurden beide über einen
kleinen Abschnitt einer nur 0,5mm dicken doppelseitig Cu beschichteten Platine. Sieht komplex aus
und ist es auch. Alle Drähte mußten sehr genau gebogen und zuletzt unter der Weiche auf die winzige
Platine gelötet werden.
Ich habe davon genau EINE Weiche gebaut und diese versieht seit 1994
ihren Dienst auf dem H0/H0e Rollbockgrubenmodul. Elektromotorisch und per Drehantrieb bewegt, gab
es damit in den letzten 13 Jahren keine Probleme, die Lösung, wenn der Bau nicht so arg komplex wäre.
Die Idee das Gelenk aus einem unter den Zungen angelöteten Messingstreifen zu bilden entspricht dem
Vorbild, die wollte ich unbedingt beibehalten. Aber einen dünnen Niet in ein eine dicke Stellstange
einkleben? Die Verbindung schien mir nicht haltbar genug.
Aber warum nicht einen Kleberklumpen anbohren?
dieser kann 1,5mm hoch sein und bietet so genug "Fleisch" für einen sauberen Halt des Gelenkbolzens, oder Niet.
Dieser Kleberklumpen kann auch gleich den Stelldraht anbinden. Der erste Versuch wurde gemacht.
Eine Stellstange aus 0,5mm Kohlenstoff schien mit gut geeignet als Stellstange. Hierauf klebe ich ein
Papierrechteck in der Größe des Messingsteifens der Zunge. Das Papier hat an der Oberseite, also zur Zunge hin,
vorher eine Lage Tesafilm aufgeklebt bekommen und ist daher schön glatt. Der Kohlenstoff (C-) Stab läßt sich
mit Sekundenkleber prima mit dem Papier verbinden, das Tesa schützt dabei gegen ein Verkleben mit dem Untergrund.
Zwei solcher Papierrechtecke werden in einem zuvor an der Weiche ermittelten Abstand aufgeklebt, das geht
am Basteltisch mit zwei parallelen Strichen in eben diesem Abstand sehr einfach. Nach dem Aushärten des Sekundenklebers
wird auf die Papierrechtecke der Kleberklumpen aus einen 2K-Epoxidkleber geformt, mit Stabilit Express ist
auch das keine wirklich komplizierte Sache. Ist auch das Stabilit ausgehärtet wird der C-Stab in der gewünschten
Länge angeschnitten und der Klebstoffklumpen auf eine Dicke von 1,5mm gefeilt, oder mit der Minidrill geschliffen.
Je Klumpen ist ein Loch von 0,8mm zu bohren, das erste frei Hand, das zweite unter Zuhilfenahme der späteren Weiche.
Schließlich sollen die Löcher ja zu denen in den Weichenzungen Gelenklaschen passen. Es wird hier also nix gemessen!!
Als Niet hatte ich schon die Halbrundkopfnieten von fohrmann ausgesucht, aber deren Kopf geht rund um den Stift,
also auch in Richtung Weichenzunge und verringert so den Platz für die NEM Spurkränze. Ich habe daher einfach zwei von
meinen selbstgenachten Schienennägeln aus Tackerklammern genommen und deren Haken nach innen stehen lassen. Nach
dem Einkleben mit Sekundenkleber werden sich diese nicht mehr drehen und lassen so den NEM Spurkränzen auch bei Code
40 Gleis mehr Raum.
Eine dieser Schienennägelgelenke habe ich bündig mit dem Klebstoffklumper verschliffen, der andere
steht einige Millimeter unten heraus und dient dem Drehantrieb als Mitnehmer. Also alles Palleti?
Nach dem Einbau ein Funktionstest, alles ist gut. Nach einer Weile bewegt sich jedoch eine Weiche nicht mehr
und der Grund ist schnell gefunden. Der C-Stab hängt in schwarzen Fransen zwischen den Zungen und riecht nicht gut,
er ist regelrecht verglüht. Des Rätsels Lösung bringt die Autopsie nach dem Ausbau der Weiche. Beide Schienennägellöcher
hatten die Mantelfläche des C-Stabes verletzt und beim Einkleben hat der Sekundenkleber nicht die gewünschte isolierende
Wirkung gezeigt. Nun ist der C-Stab begrenzt leitfähig, wirkt also wie ein großer Widerstand, oder besser Heizstab? Jedenfalls
hat der DCC-Booster diesen "Widerstand" nicht als Kurzschluß gewertet und abgeschaltet, was er sonst zuverlässig tut, sondern was
der Trafo gerade hergibt an Strom durch den armen C-Stab gejagt dem es dabei alsbald zu warm wurde.
Das Ergebnis der
Geschichte war eine ausgebaute Weiche und ein Durchgangstest für die Reparierte. Hierbei schließe ich mein 20A Netzteil
mit seinen 30 V= an die Backenschienen und drehe langsam auf. Fleißt kein Strom, also wirklich Null mA, ist die Isolation
ausreichend. Von diesen Weichen haben wir nun ersteinmal 5 Stück gebaut, eine davon in Code 40. Alle Weichen versehen
ihren Dienst auf der Modelljagsttalbahn, drei in Widdern und zwei in Olnhausen
Entgegen der ersten Idee die Stellstange zum Antrieb des Weichenstellhebels zu benutzen verfügt dieser nun über eine
eigene Antriebsstange aus 0,3mm Federstahldraht. So kann ich im Schadens-, oder Verlustfall einen der Weinert Stellhebel
austauschen. Es soll ja Modellbahnfreunde geben die erstmal versuchen die Weiche mit dem Weinertstellhebelchen umzulegen,
das überfordert ihn allerdings, weil er dabei auch den Drehantrieb und das in der Regel verschlossene Schloß aufbrechen müßte.
Vielleicht sollte ich hier noch über eine "softere" Verbindung nachdenken.