Bei unserem Besuch 2004 und dem Vermessen der Gleisanlagen fiel es mir gleich auf, die Einfahrweiche aus Richtung Möckmühl kommend liegt auf Stahlschwellen. Damals habe ich mir noch nicht viel dabei gedacht. Erst später erfuhr ich das dies die einzige Stahlschwellenweiche der gesamten Jagsttalbahn ist. Diesem Umstand muß natürlich auch im Modell Rechnung getragen werden. Eine Zeichnung einer württembergischen Weiche auf Stahlschwellen fand sich zum Glück als Kopie im Archiv.
Die Dimensionen der Stahlschwellen fanden sich auf einer anderen Zeichnung, die eine "Flußeiserne Querschwelle
der württembergischen Bahn Nr. IV" zeigt. Von dieser Zeichnung ausgehend habe ich die Breite der Schwellen mit 3mm
errechnet. Die Schräge ergab sich mit 37° wobei links und rechts 0,7mm in der Breite ab zu fräsen sind.
Aus einer Pertinax Platte wurden 3mm breite Streifen geschnitten, die anschließend seitlich befräst werden.
Im Bild sind links die ersten Fräsversuche mit zu schmalen Schrägen zu sehen, mehr zur Mitte werden die Maße exakt.
Rechts erkennt man die 3mm breiten Streifen die das Ausgangsmaterial darstellen.
So einfach die Streifen an der Fräse entlang führen geht nicht, zumindest wenn man noch länger Spaß mit
seinen 10 Fingern haben möchte. Aus einer nicht mehr benötigten Platine habe ich daher eine Halterung gebaut
in der die Streifen eingelegt werden und sicher gehandhabt werden können. Dies sind zwei übereinander und mit
einem Versatz von 2,3mm verklebte Pertinaxplatten an dem Ende ein Anschlag als Mitnehmer für die Streifen fungiert.
An der Oberseite wird der späteren Schräge entsprechend ein Fase mit 37° angebracht.
Der eingelegte Streifen macht die Funktion des Mitnehmers deutlich. Beim Fräsen wird der Streifen mit
der Halterung gegen den Anschlag und den Fräser gedrückt. Ohne den Anschlag würde der Streifen nach hinten
auswandern wo er nicht mehr geführt werden kann. Dieser Teil des Streifens wäre für die Herstellung der
Stahlschwellen verloren.
Ist der Streifen eingelegt steht der Bereich der abzufräsende Schräge deutlich an der Seite hervor. Hier werden
tatsächlich nur 0,7mm in der Breite bearbeitet...
Je nach verwendeter Fräse kann man die 37° Neigung mehr oder weniger exakt einstellen. An meiner Holzfräse von
Wolfkraft aus dem Baumarkt war natürlich nur eine 5° Einteilung. Zwischenwerte muß man schätzen, was für die meisten
Holzarbeiten (z.B. Module) auch ausreicht. Für das Schwellenfräsen wurde mit dem Winkelmesser gearbeitet. Im Nachhinein
bin ich mir aber nicht sicher ob man die paar Grad Abweichung später im Modell wahrnehmen würde.
30.000 1/Min, 500Watt, 6mm Hartmetallfräser (für Metallbearbeitung) und los geht's. Durch die hohe Drehzahl
und den scharfen Fräser entstehen sehr saubere Oberflächen wenn man die Streifen schön langsam durchschiebt.
Eile ist schon aufgrund der Nähe zum rotierenden Werkzeug nicht angebracht. Dies sollte man wirklich nur nachmachen
wenn man weiß was man tut! Auch mit ein paar Fingern hätte die Fräse kein Problem.
Hat man genügend Streifen gefräst lassen sich die Schwellenroste wie mit normalen Schwellenstreifen herstellen.
Aber auch hier liegt die Tücke im Detail. Um ein seitliches verrutschen der Schwellen im Original zu verhindern werden
die Enden der Stahlschwellen zu "Hängeohren" herunter gebogen. Hierbei verlieren sie natürlich ihr U-Profil und werden wellig".
Zum Glück liegt dieser Bereich der Schwellen im Schotterbett, aber an der Oberseite ist an den Enden die Rundung gut zu sehen.
Daher habe ich die Schwellenenden auch ausgerundet, wie man auf dem Bild schön sieht.
Die fertige Weiche unterscheidet ist erst im zweiten Blick von einer normalen Weiche. Eingebaut wird sie sich aber durch die
rostrote Farbe deutlich von den graubraunen Holzschwellen unterscheiden.
Der Einbau erfolgt dann wie auch bei den anderen Weichen auf Papier mit Weißleim.
Das Streichen der Stahlschwellen erfolgt in einem etwas dunkeleren Rostton als die Schienen.
Schon on diesem Zustand sieht man den Unterschied zum Holzschwellengleis.
Der Bahnhof ist noch in Bau, aber die Gleise sind schon eingeschottert und auch schon das erste Grün ist
zu sehen. So präsentiert sich aktuell die Stahlschwellenweiche im Bahnhof Widdern.