Kupplungen im Modell, es vergeht wohl kaum ein Jahr in dem dieses Thema nicht irgendwo diskutiert wird. Auch bei den Erbauern der Jagsttalbahn? Klar, schließlich steht jedes Teil der Jagsttalbahn Modelle irgendwann auf dem Prüfstand. Beginnend mit den Gleisen und Weichen, dem Verschließen der Fahrstraßen, den Fahreigenschaften der Fahrzeuge, dem Radprofil und der Spurweite. Bei letzterer sind wir bei 9mm geblieben und nicht auf die maßstäbliche Spurweite von 8,6mm umgestiegen. Nun kam ganz unvermittelt das Thema Kupplungen auf. Eigentlich ist das kein Thema, in den H0e -Normen, zu finden im download Bereich, wird die Spurweite, Radsätze und natürlich auch die Kupplung verbindlich vorgeschrieben. Dennoch hängen die nach NEM für Winzradien ausgelegten Kupplungen mit 6,5mm Puffertelleroberkante über SOK deutlich zu tief im Vergleich mit dem Vorbild. Hier sind es umgerechnet etwa 8,5mm, also 2mm höher. Eine mit der Standart Bügelkupplung nicht zu überbrückende Distanz. Was tun? Ein Weg wäre die Bügelkupplung abzuschneiden und einfach 2mm höher fest an die Pufferbohle zu kleben. Bei unseren vorbildgetreuen Radien (Mindestradius = 700mm) kein Problem, aber damit wäre ein Spiel mit Fahrzeugen nach H0e (NEM) Norm nicht mehr möglich. Also abtrennen der Jagsttalbahn von den anderen H0e Modulen und nur ein separat möglicher Betrieb? Bislang haben wir uns die Möglichkeit mit allen H0e Modulen und Fahrzeugen Betrieb machen zu können offengehalten und auch regelmäßig genutzt.
Das soll auch so bleiben!!
Es gilt also eine Kupplung zu finden die 2mm höher angebracht sowohl untereinander als auch mit der 2mm tiefer liegenden NEM Kupplung eine verläßliche Verbindung herstellt, und dabei eine dem Vorbild entsprechende Optik aufweißt. Auf ein automatisches kuppeln wurde hierbei bewußt verzichtet, das kann das Vorbild schließlich auch nicht. Erste Versuche wurden mit dem ersten komplett in Ätztechnik hergestellten M-D 88 angestellt, bei dem die dem Vorbild entsprechende Kupplung als Abwickelung mit hergestellt wurde.
Eigentlich waren diese Kupplungen nur als Beigabe für ein Standmodell gedacht das die Möglichkeiten
dieser Technik zeigen sollte. Kurzer Hand zusammengelötet jedoch, zeigte sich im Vergleich zu der NEM Kupplung
wie klobig diese im Grunde ist. Nun war guter Rat teuer, kann man mit dieser Kupplung auch Betrieb machen?
Im Fremo gibt es bei den Sachsen einen Gruppe die mit Trichterkupplung, Kuppeleisen und Kuppelbolzen fährt,
das ist nur was für Männer ohne Nerven und ruhigen Händen, also erstmal nix für mich....Funktion und Bau der Kupplung
Die Idee ist nun die zierliche Kupplung mit der NEM Kupplung darunter zu verbinden. Hierzu wird der
Einfachheit halber ein Drahtbügel (gelb) verwendet. Dieser Drahtbügel wird nicht wie bei der NEM Kupplung waagerecht
fixiert, sondern kann um seinen Aufhängungspunkt (blau) aus der Waagerechten nach oben und unten jeweils 90°
schwenken. Dadurch kann er zum kuppeln hochgestellt werden, oder im ungenutzten Fall nach unten durchpendeln.
Dies sollte die 2mm Höhendifferenz ausgleichen. Der Bügel der NEM Kupplung kann die Oberkante des Puffertellers
(rot) ebenfalls erreichen, so sollte das eigentlich klappen.
Außer den je 3 Ätzteilen werden noch je zwei 0,3mm Messingdrähte für die Ösen, je ein 0,5mm Messingdraht
für die Zugstange und ein 0,5mm Messingdraht für den Bügel benötigt. Also 2x7=14 Einzelteile für jeden Wagen.
Der Pufferteller wird mit dem 2x gefalteten U-Profil verlötet. Hierbei muß die exakte Lage des U-Profils
in der Mitte des Puffertellers geachtet und kontrolliert werden. Dafür ist auf der Rückseite des
Puffertellers zwei waagerechte Schlitze eingeätzt in die die Schenkel des U.Profils passen.
Der Halter wird ebenfalls aus einem Ätzteil gebogen und mit Hilfe des 0,5mm Messingdrahtes die Fixierung
zwischen Halter und Pufferteller sichergestellt. So lassen sich beide Teile zügig und präzise verlöten.
Aus 0,3mm Messingdraht werden nun die Ösen für die Aufhängung des Drahtbügels gebogen. Um einen
0,5mm Stahlstift wird der Draht geschlungen und dann verzwirbelt. Nach dem Herausziehen des Stahlstiftes
bleibt eine exakte Öse zurück. Die verzwirbelten Drähte werden anschließend verlötet.
Wer geschickter ist als ich wird den 0,5mm Stahlstift nicht je Öse zig-mal fallenlassen. Für mich
schien es ratsam dem Stahlstift einen Haken und einen Holzgriff zu verpassen. So hat man beides gut
in der Hand. Dannach ist mir nichts mehr runtergefallen.
Die Pufferbohle des M-D 88 hat geätzte Aufnahmelöcher für die Kupplung und die Haken. Beim Vorbild ist
im Rahmen verborgen ein Ballancierhebel der den Längenausgleich in der Kurvenfahrt sicher stellt. Diese
Funktion haben wir im Modell nicht nachgebildet und hoffen ohne sie aus zu kommen.
Nun werden die drei Teile nacheinander in der Pufferbohle ausgerichtet und von hinten verlötet.
Aus dieser Perspektive sieht man schön wie filigran die Kupplung ist. Dies Ösen sind dazu im Vergleich etwas
zu groß was durch die mir zu Verfügung stehenden Materialstärken begründet ist. Aber ich denke nach dem
Lackieren wird das nicht weiter auffallen.
Um halbwegs gleiche Bügel zu biegen habe ich mir aus einem 6x6mm Vierkantmessing eine einfache Biegehilfe
gefertigt. Hierzu wird an einer Kante ein 1,5x1,5mm großer Absatz angefräst. So werden die Bügel innen etwa
6mm breit und 4,5mm hoch.
Nach dem Einhängen des Drahtbügels sollte kontrolliert werden ob er frei durchpendeln kann und nirgends klemmt.
In dieser Stellung ist er bereit mit einem Wagen zu kuppeln.
In dieser Stellung ist der Bügel nicht aktiv und fällt unter dem Pufferteller kaum auf, zumal er später
noch schwarz lackiert wird..
Im ersten Versuch war der Bügel innen 6x6mm und pendelte damit nur wenige 1/10mm über dem Gleis.
Das erschien mir ein wenig gewagt und so wurde mit dem eingefrästen Absatz in der Biegevorrichtung
dieser Abstand vergrößert.
Aus dieser Perspektive sieht man deutlich das der Abstand zum Gleis zu gering ist.
Nun der erste Test. Mit einem Lilliput Gw mit auf 6,5mm eingestellter NEM Kupplung. Auffällig ist die
recht klobige NEM Kupplung in der Großaufnahme.
Von der Seite sieht das eigentlich gar nicht so schlecht aus. Der Drahtbügel sollte allerdings immer
unter dem NEM Kupplungsbügel liegen, anders herum funktioniert das nicht so gut. Leider eine erste
Einschränkung.
Das Kuppeln mit Lokomotiven und deren Orginalpufferkupplung und Drahthaken ist problemlos. Hier
haben wir schon früher die Kupplung in die richtige Höhe gesetzt, den Bügel weggelassen und einen
Kupplungshaken eingesetzt.
Im Zugbetrieb wird das völlig unproblematisch, einzig die fehlende Seitenverschieblichkeit kann
in engen Radien zu Problemen führen, dies ist bei unseren Mindestradien von 700mm aber nicht zu
befürchten.
Nun sollten auch normale Fahrzeuge in den Genuß der neuen Kupplung kommen. Gerade greifbar war ein
2-achsiger Lilliput Gw. Aus einer Ersatzpufferbohle des M-D 88 wird kurzerhand eine Bohrschablone. Dieser
Umbau war natürlich, wie die ganze Kuppelgeschichte, nicht geplant und muß daher ein wenig improvisiert
werden.....
Den Löchern sieht man das aber nicht an, die sitzen an der richtigen Stelle.
Der Bau der Kupplungen ist gleich, nur das hier die Teile mit Sekundenkleber fixiert werden. Das
dauert im Vergleich zum Löten irre lange.
Auf dem Gleis sieht das aber gar nicht schlecht aus, auch ohne Farbe.
Hier sieht man ein Problem der Schmalspur: unterschiedliche Kupplungshöhen. Fast jede Bahn hatte da ihre
eigenen Norm und "Fremdfahrzeuge" mußten angepasst werden. Beide Fahrzeuge haben den Bügel "oben" sind also
bereit zum ankuppeln.
Der Höhenunterschied von ca. 1mm macht fast nichts aus. Zum Kuppeln wird nur der jeweils tieferliegende Bügel
verwendet. Der zweite Bügel kann auch oben aufgelegt werden, unten finde ich es optisch schöner. Auch hier
sollte es kaum Probleme im Betrieb geben.
Die neue Kupplung am Lilliput Gw und eine NEM Kupplung am Lilliput OOw, das sieht schon nicht mehr so gut aus...
Die Differenz in der Kupplungshöhe beträgt hier 8,5mm zu 6,5mm, also volle 2mm Unterschied.
Zusammengeschoben kommt man sich nicht in's Gehege, der NEM Bügel unterläuft sauber die Modellkupplung.
Diese jedoch stößt auf den Kupplungshaken, so das ein Schiebebetrieb ungekuppelt möglich ist.
Kuppeln geht auch, der Drahthaken der Modellkupplung über den Haken der NEM Kupplung und der Bügel der NEM
Kupplung greift den Pufferteller. Zugegeben, sieht komisch aus, könnte aber klappen.
Mit den modifizierten Kupplungen der Lokomotiven gibt es hingegen keine Schwierigkeiten. Hier wirken sich die
Höhenunterschiede durch den nach unten beweglichen Drahtbügel nicht aus. War's das? Ist das die neue H0e Kupplung? ....oder zumindest für die Modell-Jagsttalbahn?? Vielleicht. Derzeit
gibt es genau zwei Fahrzeuge mit einer solchen Kupplung. Aber das ist für eine Aussage über die Funktionstüchtigkeit
natürlich viel zu wenig. Es wird daher ein weiteres Blech mit derartigen Kupplungen erstellt, das auch einfacher
zu montieren ist. Damit werden weitere Fahrzeuge ausgerüstet und auf den nächsten Treffen ausgibig und in Verbindung
mit anderen Fahrzeugen getestet. Die ersten Erfahrungen werden wir mit diesen Fahrzeugen auf der FREMO JT 2007 in
Rheine machen. Die Ergebnisse gibt es dann auch hier zu lesen.
Drei Wagen mit den modifizierten Kupplungen in Verbindung mit verschiedenen Wagen zeigten in Rheine ein immer
gleiches Bild. Nach einigen Metern Fahrt hatten sich die Drähte der Bügel nach oben geschoben und die Kupplung getrennt.
Allein mit den niederiger liegenden NEM Kupplungsbügeln gab es keine Zugtrennungen, aber ein doch erschwertes Ankuppeln.
Hier reicht also der Pufferteller allein nicht aus die Drahtbügel sicher zu halten. Ein kleiner Haken oben am Pufferteller
sollte das Problem beheben, aber solange wollte ich nicht warten.
Bei den in Bau befindlichen H-Wagen habe ich dann einen 0,4mm MS-Draht direkt hinter den Pufferteller eingelötet.
Das ist aufwendig aber half sofort das abrutschen des Drahtbügels zu verhindern. Einer weiteren Kupplung lötete ich
den Draht einfach an die Stelle des Kupplungsbolzens und bog diesen leicht nach hinten. Das ist viel leichter zu machen
und funktioniert genauso gut.
Hier kann man diese Kupplung mit Stift und deren Funktion gut erkennen. So ganz nebenbei rücken die Wagen gut einen
halben Millimeter weiter zusammen. Der angehängte M-D 88 hat noch keinen Kupplungsstift, aber das läßt sich noch
nachträglich ändern.
In dieser Ausführung werden nun auch die anderen Wagen umbaut und auf dem nächsten Treffen in St. Valentin
erprobt. Wenn diese Erprobungen abgeschlosen ist werden sie an dieser Stelle zu finden sein.Einbau der Kupplung
Betriebserfahrungen in Rheine