Die meisten Stützmauern der Jagsttalbahn stammen noch aus der Gründungszeit der Bahn und wurden aus Bruchsteinen erstellt. Noch heute legen sie ein Zeugnis dafür ab mit welcher Sorgfalt damals Bahnbau betreiben wurde. Diese Stützmauern fügen sich harmonisch in die Landschaft ein was einem Nachbau leider nicht ganz einfach macht. Anhand der Stützmauer entlang der L147 in Widdern will ich die Herstellung einer solchen Stützmauer einmal ausführlich beschreiben.
Anders als bei den Betonkanten werden die Stützmauern nicht vor Ort gegossen, sondern es wird ein der Stützmauer entsprechender Rohling gegossen und die Mauerfugen nachträglich eingeritzt. Da hierbei vieles schief gehen kann und das Ritzen waagerecht einfacher ist als an einer stehenden Wand wird dieser auf den ersten Blick umständlich erscheinende Weg eingeschlagen.
Um den Rohling für die Stützmauer gießen zu können müssen sie vorher eingeschalt werden. Dem
Vorbild entspechend wird ein Rahmen auf einem mit Papier belegtem Baubrett aufgenagelt.
Dies machen wir mit passenden Holzleisten. Ich habe für die Schalung 6x6mm Kiefernholtleisten
verwendet die ich mit etwas Öl eingerieben habe damit sich der Füllspachtel nicht so sehr
daran festsaugt. Ich habe Füllspachtel statt Gips genommen weil dieser länger verarbeitbar ist. Die Laderampe ist nur
6mm dick, zwischen 15 und 20mm hoch und gut 1m lang. Im Bereich in dem sich die Höhe der späteren Mauer ändert werden die Leisten eingesägt um besser
gebogen werden zu können. Am späteren Ende der Mauer wird eine Leiste quer montiert. Der Beginn der Mauer ist flacher als deren Ende. Die Verwendung des im Vergleich zum Gips nur langsam aushärtenden Füllspachtels erlaubt das
Gießen auch sehr langer Stützmauerrohlinge in einem Arbeitsgang. Im Fall von Widdern sind dies über
100cm. Der zähflüssig angerührte Füllspachtel wird mit einem schmalen Spachtel möglichst ohne
Luftblasen in die Verschalung gestrichen. Glattgezogen wird er später. Die Verarbeitungszeit von Füllspachtel
beträgt etwa 60 Minuten. Die beim Befüllen hergestellte extrem wellige Oberfläche wird beim Anziehen des Füllspachtels
einfach mit Prilwasser besprüht und mit dem Finger glattgestrichen. Nach dem Aushärten des Füllspachtels, also etwa 12 Std, werden die Nägel nacheinander vorsichtig herausgezogen.
Hierbei kann sich die Leiste lösen, dies ist aber nicht unbedingt nötig, besser sit es die Leisten noch am Abguß
zu belassen. Die Oberfläche des Abgußes ist nicht unbedingt überall gleichmäßig. Durch Schleifen von Hand werden
die Unebebheiten egalisiert. Unbedingt notwendig ist das Schleifen jedoch nicht. Zu Beginn des Ritzens der Mauer werden einige "Steine" mit dem Bleistift vorgezeichnet um die Wirkung
mit den Bildern zu vergleichen. Geritzt wird mit einem in einen Bleistifthalter eingespannten, angespitzten
und gehärteten Federstahldraht. Zum Ritzen ist ist die weiße Farbe des Füllspachtels denkbar ungeeignet. Man sieht auch bei bestem Licht
nicht wie tief oder wie breit eine Fuge geritzt ist. Mit stark verdünnter, schwarzer Abtönfarbe wird die
Oberfläche des Abgußes dünn gestrichen. Das Ritzen der nun schwarzen Oberfläche gestaltet sich einfach und läßt sich Dank des guten Kontrastes
zwischen Oberfläche und Fuge auch gut verfolgen. Ist das Ritzen beendet wird der gesamte Abguß schwarz angestrichen. Das ist später
jedoch nur die Farbe der Fugen. Auch die Holzleisten werden jetzt entfernt. Die schwarze Farbe muß in alle Fugen und Ritzen laufen. Kleine Löcher im Abguß werden zu Vierecken
erweitert und müssen auch schwarz gefärbt sein. Dies stellt später fehlende Steine oder Teile davon da. Die Ecke der Mauer wird aus einen zusätzlich Abguß gebildet. Dieser wird rechtwinkelig auf die Mauer
geklebt und an der Rückseite mit Spachtel fixiert. Nach dem Aushärten der Verklebung und des zusätzlichen Spachtels wird auch die Ecke geritzt und
schwarz gestrichen. Nun wir der Einbau vorbereitet. Eigentlich sieht die Stelle sehr flach aus, aber weil ich natürlich
schon vorab an Modultreffen teilnehmen wollte habe ich hier das Gelände flacher gestaltet was zu Lasten
der Breite der Ladestrasse ging. Das sah ersteinmal besser aus als eine Baustelle und ging schnell. Der Einbauort wird anhand von Bildern und dem Luftbild ermittelt. Das Ausschneiden der sehr zähen Papieroberfläche, die hier natürlich nicht so dick wie sonst ausgeführt
ist, gestaltet sich recht einfach. Ein verzahntes Küchenmesser eigent sich hierfür besser als ein scharfes,
glattes Abbrechklingenmesser. Die Bild zeigt schön wie wenig Dreck ein derartiger Eingriff macht. Die schlanke Verzahnung des Messers
setzt nur wenige kleine Späne frei die leicht weggesaugt werden können. Versuch das mal eine mit einer
Gipsoberfläche..... Das Ausschneiden der für die Mauerecke benötigten Freiräume geht mit dem Messer schnell und fast
ohne Dreck. Nach dem Ausschneiden des Styrodur für die Stützmauer wird auch die erste Begrünung abgetragen. Mal
sehen ob man das Grün noch verwenden kann. Wenn sich die Stützmauer einlegen läßt ohne das große Spalte zu sehen sind geht es weiter.
Hier müssen aber noch ein paar hervorstehende Spachtelreste verschliffen werden und eine Unebenheiten
auf der Moduloberfläche eingeebnet werden. Noch ist die Mauer pechschwarz, das Original hingegen ist aus hellgrauen Natursteinen hergestellt.
Um nun die Oberfläche an das Vorbild anzunähern, hierzu werden braune, weiße und schwarze Abtönfarbe
benötigt. Hier nocheinmal die einbaufertige, schwarze Mauer. Im Vergleich die gleiche Mauer in Grau. Die helle, graubraune Farbe wird mir einem breiten, flachen
und weichen Pinsel kreuzweise auf der Oberfläche der Mauer verteilt. Hierbei lieber mit wenig als
zuviel Farbe arbeiten. So gefärbt kommt das dem Vorbild schon recht nahe, aber so recht überzeugernd ist es noch immer
nicht.... Der obere Teil der Mauer wird nun noch einmal mit hellerer Farbe nachgefärbt, der untere erhält
eine grüne Patine. Mauern sind an der Unterseite meist länger feucht als oben so das sich hier schnell
einfache Moose breit machen. Einzelne Steine werden jetzt noch mit einer leicht geänderter Farbe
hervorgehoben. Die farblich ausgestaltete Mauer wird nun mit Weißleim eingeklebt und bis zum Abbinden des
Weißleims mit allerlei Gewichten beschwert. Damit der durch den Druck hervorquellende Klebstoff später nicht sichbar ist wir er am Fuß der Mauer
mit einem feuchten Pinsel auf der Straße davor verteilt. Nach dem Aushärten des Klebers werden die Gewichte entfernt. Nun gilt es die Lücke hinter der Mauer zu
füllen und so die Stützmauer in die Landschaft einzupassen. Anstatt nun 1-2kg Gips in die Lücke zu gießen wird diese auch mit Styrodur Untertapete abgedeckt.
Diese ist 6mm stark so das auf der Rückseite der Mauer eine Auflage geklebt wird. Die Auflagen brauchen nicht auf der kompletten Länge durchlaufen, einige Lücken stellen hier
kein Problem da. Die Abdeckung erfolgt nun mit passend zugeschnittenen Styrodur Streifen. Zur Herstellung werden
diese jedoch nicht gleich verklebt, sondern ersteinmal trocken aufgelegt. Am Ende der Mauer wird die letzte Platte schräg zur Ladestraße hin angezeichnet. Hier wird eine
gebogene Platte die Kante zur alten Geländekontur anschließen. Das Aufkleben erfolgt mit Weißleim und wird bis zum Abbinden des Klebers mit Stecknadeln fixiert. Ist die Mauer eingedeckt, es fehlt nur noch das Stück zur alten Geländekontur. Das letzte, trapezförmige Teil wird gezeichnet und passend ausgeschnitten. Dies spart später
viel Anpassungsarbeiten. Auch das letzte Stück wird mit Weißleim eingeklebt und mit Stecknadeln fixiert. Ist alles über Nacht getrocknet werden die Nadeln vorsichtig herausgezogen. Das geht mit einer
leichten Drehung ganz einfach und reißt keine Löcher in die neue Oberfläche. Alles läßt sich nicht gleich hinbiegen. Einiges wird nun noch zurecht geschnitten und angepasst. Die Oberfläche und noch verbliebene Lücken und Spalte werden mit einer Lage Papier überzogen.
Als Klebstoff kommt stark verdünnter Weißleim zum Einsatz.. Das in schmale Streifen gerissene Papier, hier Einweg-Papierhandtücher, wird auf die
vorgepinselte Oberfläche gelegt und anschließend nocheinmal übergestrichen. Der Papierüberzug sollte die Mauer um ca. 2~3mm überlappen. Grün gestrichen stellt
dies später den Moosbewuchs der Mauer dar. Mit 2~3 Lagen Papier sieht die Oberfläche schon viel besser aus. Viele der Dellen
und Falten sind nach dem Trocknen verschwunden. Zeit die Topographie aus der Fußgänger Perspektive zu betrachten und mit entsprechenden
Fotos zu vergleichen. Dieser Teil der Mauer ist heute vollkommen überwuchert. Ich hoffe ich finde noch ein Bild
von dieser Stelle aus den 60er Jahren, hier ist vieles noch sehr wage. Der Untergrund wird nun auch ersteinmal grün angestrichen. Auch der hintere Teil wird grün gestrichen. Die gleiche Stelle nach dem erneuten Anstrich der Straße und aufstreuen von Woodland T49. Der vordere Teil sieht mit T49 schon so aus als wäre es nie anders gewesen. Die Ansicht von oben zeigt die eingewachsene Stützmauer. Die weitere Ausgestaltung erfolgt nach der
Fertigstellung der Ladestrasse.